Fagus sylvatica „Tortuosa Rubra“
Baum Nr. 0407
Unsere rotlaubige Süntel-Buche finden Sie an der Einmündung des Hibiskuswegs in den Kirschapfelweg. Dieser kleine Baum weist alleine zwei Besonderheiten auf. Im Sommer fällt das tiefrote Laub auf, das diesen kleinen Baum zunächst den Blutbuchen zuordnet, die man doch öfters mal als recht starkwüchsige rotlaubige Exemplare in Parks oder sehr großen Gärten sieht. Im Winter ist das Laub abgefallen, und nun sehen wir die korkenzieherartig verdrehten Äste und Zweige. Dieser seltsame Wuchstyp stellt unser Exemplar nun in die Gruppe der „Süntelbuchen“.
Süntel-Buchen in der grün belaubten Form haben die Phantasie der Menschen schon immer beschäftigt. „Drehwuchs, Krüppelwuchs, Schlaufenbildung und die sogenannten Hexenbesen gaben den Süntelbuchen nicht nur ihr ungewöhnliches, für viele Menschen auch unheimliches Erscheinungsbild. Sie brachten ihnen auch die entsprechenden Namen ein: Krüppelbuche, Hexen- oder Teufelsholz, Schlangenbuche und noch viele andere. Wie die Namen schon zeigen, waren die Menschen damals wenig begeistert von der Schönheit oder der Skurrilität dieser Bäume. Selbst wenn sie die “Süntelbeuken”, wie sie auf Plattdeutsch genannt wurden, nicht unheimlich und bedrohlich fanden, waren die Waldbesitzer keine Freunde des “Deuwelholts”. Es ließ sich wegen des Zick-Zack-Wuchses nicht verwerten. Nicht einmal als Brennholz konnte es in Meterstücken gestapelt werden. Die Süntelbuche wächst so gut wie nie einen ganzen Meter gerade in eine Richtung!“ [1]
Der Name dieser Buchen stammt vom Süntel her, einem Bergzug im Weserbergland, der bis 1843 noch einen geschlossenen Süntel-Buchenwald beherbergte. In jenem Jahr wurden auf der Fläche alle Buchen gerodet und diese in eine Weidefläche umgewandelt. [1]
Als in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in einem kleinen Privatgarten in Luttringhausen Blutbuchen und Süntel-Buchen gemeinsam standen, traten dort auch rotlaubige Sämlinge der Süntel-Buche auf. Unser Exemplar geht vermutlich auf diese Sämlinge zurück. [2] Wir können uns die Sammlerfreude von Frau von Winning vorstellen, als es ihr gelang, eine der damals noch sehr seltenen rotlaubigen Süntel-Buchen zu ergattern.
Bisher hat sich unser Exemplar sehr schön entwickelt. Vielleicht wird es als rotlaubige Form nicht ganz so breit wachsen wie seine grünblättrigen Geschwister, die doch große Flächen bedecken können.
Großbäume, wie es die Buchen nun einmal sind, können als Hausbaum gepflanzt, schnell zu mächtig werden und das Haus sehr intensiv beschatten. Umso bedrückender wird dieser Effekt sein, wenn das Laub dann noch tief dunkelrot ist. Vielleicht ist für eine solche Pflanzsituation unsere rotlaubige Süntelbuche einen Versuch wert. Die Buche ist zudem sehr schnittverträglich. Wäre es vielleicht einen Versuch wert, durch Schnitt und Leiten der Zweige groteske, an die Baumwesen Tolkiens erinnernde Skulpturen zu schaffen? Einige Jahre Zeit müsste man sich dafür schon gönnen.
[1] http://www.suentelbuchen.de